Freitag, 28. September 2012
Mittwoch, 26. September 2012
Samstag, 15. September 2012
Nr.8
Nr.8
von Philipp Mohr und Kerstin Bittner
Der mobile Arbeitsplatz - nicht nur für, sondern von
Studenten. Die Erstsemester sollen in den Werkstatteinführungen, nach einem
Schnittplan, ihren eigenen kreativen Arbeitsplatz bauen.
Ein offener, flexibler Rollcontainer mit Materiallager und
einem abschließbaren Schub soll somit über alle Semester viel Stauraum für
Kisten mit Werkzeug und Arbeitsmaterial bieten. Der höhenverstellbare Tisch ist
platzsparend an der Seite des Trolleys
unterzubringen. Jeder Arbeitsplatz ist
individuell erweiterbar.
Aufgabe
In dem
Hauptprojekt des zweiten Semesters „Anschluss“ 2012 drehte es sich um folgende
Themen Studieren, Organisation und Verortung, Arbeit - Kreativarbeit,
lebenslange Lernen.
Die Projektarbeit
wurde in einem theoretischen und praktischen Aufgabenteil gegliedert. In
vierer Teams wurden Fragen wie - Was ist
Arbeit? Was ist Freizeit? Wie, mit wem,
wo und womit werden wir in Zukunft arbeiten? Wie beeinflussen veränderte
Lebensstrukturen alltägliche Arbeitsrhythmen und seine Verortung? - theoretisch
aufgearbeitet und die Ergebnisse in Referaten präsentiert. Für den darauf
folgenden Entwurfsprozess in zweier Gruppen sollte das erarbeitete Wissen als
grundlegender Input und Inspirationsquelle dienen. In dieser Teamarbeit sollten
Designstudien entwickelt werden über den Arbeitsplatz für Studenten im
Projektstudium. Ziel war die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes und seiner
Darstellung und dessen Visualisierung in 1:1 Modell. Die Endpräsentation der
entstandenen Produkte fand während des Rundgangs statt.
Einleitung
Um sich einen
Überblick und ein geeignetes Fundament in diesem Themenbereich zu schaffen,
sind wir von der jetzigen Situation in dem Arbeitsraum der Erst - und
Zweitsemester ausgegangen.
Diese, sowie
andere Arbeitsräume an der Bauhausuniversität galt es zu analysieren und mit
weiteren Hochschulen und Einrichtungen, wie der Akademie für Gestaltung in
Kassel, zu vergleichen.
Die Ergebnisse
wurden in Mindmaps, Skizzen und Modellen festgehalten. Nach der kritischen
Auseinandersetzung mit den daraus
entstandenen Erkenntnissen und der Verfolgung unserer eigenen
festgesetzten Ziele bauten wir den Prototyp im 1:1 Modell.
Zeitplan
Erster Schritt im
Projektverlauf war das Erstellen eines großen Zeitplans. Dieser gliederte die
Aufgaben der kommenden Wochen übersichtlich und chronologisch.
Durch kleinere To
- Do - Listen für den Tag oder die Woche behielt man den Überblick im
Arbeitsprozess, wusste wo man steht und konnte abhaken was bereits geschafft
war.
_Filme/
Dokumentation
Im Zuge des
Projektthemas haben wir uns durch Filme über unterschiedliche Designer und
deren Arbeitsweise informiert. Ob viel im Büro am PC oder häufiger in der
Werkstatt anzutreffen, scheint jeder seinen ganz eigenen Arbeitsrhythmus zu
leben. Was jedoch in jedem Fall hervorsticht ist die intensive Beziehung zu den
Herstellern der Produkte, sowie die immer wieder notwendige Auseinandersetzung
mit dem Kunden. Ein weiterer wichtiger Punkt, der trotz unterschiedlichster
Designer aufgefallen ist, ist das Arbeiten im Team. Jede der vorgestellten
Personen hat ein Team um sich, mit dem im Entwurfsprozess immer wieder
reflektiert und kritisiert wird, um zum gewünschten Ergebnis zu gelangen.
Die Dokumentation
„Manufactured Landscape“ zeigte einen
weiteren bedeutenden Aspekt für die Arbeit eines Designers heutzutage auf. Wenn
aus Wohnlandschaften Mülllandschaften werden und aus Lebensräumen Überlebensräume,
sollte ein Gestalter nicht außer Acht lassen, wo die Rohstoffe für seine
Produkte herkommen und wo und unter welchen Umständen sie produziert werden.
In den
Ausstellungshallen der DMY konnten wir uns ein Bild machen, wie viele kreative
Gestalter ihre entwickelten Produkte auf unterschiedlichste Art und Weise in
Szene setzten können. Angehende Designer können somit wichtige Kontakte knüpfen
und sich auch ein Stückweit auf dem Markt einordnen.
Auf dem Rückweg
haben wir die Ausstellung des Dutch Design in Oranienbaum besucht. Hierbei
wurde exzellentes Handwerk, welches die Hausherrin zu ihrer Zeit gesammelt hat,
in Zusammenhang mit holländischen Produkten aus unserer Zeit ausgestellt. Auch
hier konnte man verschiedene Anregungen für das laufende Projekt sammeln. So
gab uns der Sekretär „The Lowlands“ von Isabel Quiroga auf spielerische Art und
Weise die Mobilität eines Schreibtisches zu verstehen
Analyse
Es galt die
Arbeitsplatzsituation der Studenten an der Universität zu prüfen. Wo wird
gearbeitet? Wie viel Platz hat ein Student zur Verfügung? Wie wird gearbeitet -
in der Gruppe - Einzeln?
Wo funktioniert
die Arbeitssituation, wo nicht?
Dabei ist
aufgefallen, dass vereinzelt Studenten von zu Hause aus arbeiten und nicht die
Arbeitsräume in der Uni nutzen. Im Gespräch mit den Dozenten wurde klar, dass
diese oftmals nicht die gleiche Leistung erbringen wie Studenten, die mit den
anderen in den Räumen arbeiteten und sich so gegenseitig mit Ideen inspirieren
können. Ein weiterer positiver Aspekt ist die Nähe zu den unterschiedlichen
Werkstätten, in denen die schnelle Umsetzung von Modellen möglich ist um
Funktionen zu testen. Zudem bietet dies die Chance einer schnellen Konsultation
mit Dozenten, um wichtige Fragen zeitnah zu klären.
Die Anzahl der
Studenten übersteigt die Platzmöglichkeiten an der Universität, sodass sich in
vielen Räumen zwei Studenten einen Tisch teilen müssen. Allein dadurch weichen
viele an den Schreibtisch zu Hause aus, weil sie dort optimalere
Arbeitsbedingungen haben.
Bei der Recherche
von Arbeitsplätzen in den Universitätsräumen und im Gespräch mit Studenten ist
aufgefallen, dass Stauraum für Material- proben, Werkzeug, Modelle und
Privates, welches sich verschließen lässt, oftmals fehlt. Diese fehlenden
Aufbewahrungsmöglichkeiten werden oft improvisiert durch mitgebrachte Kisten
und Pappkartons. Durch diese Selbstorganisierung des Materials im verlaufe des
Semesters entsteht ein Durcheinander von unter und auf Tischen gestapelten
Kisten im Arbeitsraum. Problematisch ist durch die Anhäufung des
Arbeitsmaterials der Umzug zu jedem Semesterende in ein neuen Raum.
Ideenfindung
Wir haben durch
die Erstellung von Mindmaps für uns wichtige Schlüsselbegriffe herausgefiltert
und anhand dessen Ziele festgesteckt, die wir mit unserem Entwurf erreichen
wollten. Ziel des Entwurfs war es ein offenes, flexibles System zu schaffen
welches einen unterstützt Ordnung zu halten, in dem es genug Stauraum,
ausreichende Arbeitsfläche, sowie ein abschließbares Element bietet. Das
Endprodukt sollte zudem individuell weiterentwickelbar sein.
Szenario
Unseren Entwurf
haben wir in folgende Szenarien eingeordnet:
Die Studenten,
die das erste Semester an der Bauhausuniversität absolvieren, haben ganz unterschiedliche Ausgangspunkte von der
Ausbildung her. Manche haben eine handwerkliche Ausbildung durchlaufen, andere
kommen direkt von der Schule an die Uni.
Damit jeder
möglichst selbstständig in den Werkstätten arbeiten kann, finden in den ersten
Wochen Einführungskurse an den Maschinen statt.
In Zusammenhang
mit unserer Produktidee hatten wir die Vorstellung, dass die Erstsemester eben
nicht nur einmal kurz mit einem Stück Holz an der Bandsäge langfahren. Die
Arbeitsabläufe und verschiedensten Verarbeitungsweisen von Holz und Metall sollten
durch den Bau eines eigenen Arbeitsplatzes intensiver kennengelernt werden.
Somit wird gleich etwas hergestellt, was die Studenten gebrauchen können und
über die Semester ganz persönlich gestalten können.
Ein von uns
entworfener Schnitt- und Anleitungsplan soll bei der Herstellung unterstützen
und einen Überblick der Arbeitsschritte geben.
Der Entwurf teilt
die jetzige Platzsituation auf, sodass aber jeder Student sein eigenen mobilen
und unabhängigen Arbeitsplatz hat, der die Möglichkeit bietet im Laufe des
Studiums nach eigenen Bedürfnissen eingerichtet und umgebaut zu werden. Die
Mobilität durch Rollen und kompakte Größe soll den Umzug nach jedem Semester in
ein anderes Atelier erleichtern.
Modelle
Im Bezug auf die
Mindmaps begannen wir unsere Ideen in Skizzen festzuhalten. Gleichzeitig halfen
uns kleine Pappmodelle im Maßstab 1:10 um die Proportionen und Maße unserer
Skizzen zu überprüfen.
Nachdem wir so
uns auf ein vorläufiges Design festgelegt hatten, fertigten wir ein
Volumenmodell aus Pappe, an dem wir die Proportionen und Maße in 1:1 wahrnehmen
konnten. Diese entsprachen jedoch noch nicht unseren Vorstellungen der
Ausgewogenheit von Höhe und Breite des Trolleys.
Um noch mehr Leichtigkeit in den Entwurf zu
bringen, versuchten wir die durchgehende Platte der grundlegenden Konstruktion
durch L- Profile zu ersetzen, welche die Holzplatten aufnehmen sollten.
Dabei spielten
wir unterschiedliche Ansätze des Konstruktionsaufbaus durch und testeten anhand
des zweiten Modells 1:1 aus L-Profilen die Stabilität.
Erst über das
dritte Modell aus weißer Spannplatte, welches unserem Pappmodell mit
veränderten Maßen entsprach, erreichten wir die angestrebte Proportion und
Stabilität. Arbeitsschritte, wie der Zuschnitt und die Verarbeitung des Holzes,
oder die Verleimung mit Formfedern konnten hierbei ausgetestet und für den Bau
des Prototypen später optimiert werden.
Material
Wie in unserem
Konzept beschrieben, ist für den Schreibtisch und den Trolley verschiedenstes
Plattenmaterial aus Holz vorstellbar.
Unterschiede in
Stabilität, Langlebigkeit und Oberflächenbeschaffenheit schränken die Auswahl
jedoch ein.
Letztendlich
beeinflusst hier die finanzielle Lage jedes einzelnen Studenten die Auswahl der
Platten, die nach dem Schnittplan bearbeitet werden sollen. Je nachdem braucht
das Holz zusätzlich eine Nachbehandlung der Flächen oder Kante mit Lack etc.
Aufgrund der
vielfältigen Materialeigenschaften entschieden wir uns für Sperrholz mit
Siebdruckbeschichtung. Diese Siebdruckplatten werden im alltäglichen Gebrauch
als Verschalungsmaterial für Betonbauten verwendet und sind daher sehr
formstabil und langlebig.
Die ungleichen
Oberflächen der Siebdruckplatten konnten wir beim Bau des Prototyps vorteilhaft einsetzten. Während die glatte
Seite gut als Arbeitsfläche verwendet werden konnte, wurde die raue Oberfläche
mit ihrem Antirutscheffekt beim Trolley als Ablage und Untergrund für die
Kisten verbaut.
Ein Vierkant -
Profilrahmen stabilisiert die Tischfläche und dient beim Aufbewahrungsmöbel
zusätzlich zur Aufnahme der Rollen. Somit sind auch die unteren Holzkanten vor
zu schnellem Verschleiß durch Stöße geschützt und man hat die Möglichkeit den
kompletten Trolleyaufsatz bei Bedarf auszutauschen.
Als
verschließbares Element für privates Arbeitsmaterial, wie Laptop oder Kamera,
war eine Schublade aus 1 mm starken Blech vorgesehen.
Prototyp
Ablauf des
Bauens:
Plattenmaterial
auf Maß schneiden
• Gehrung
schneiden an Seiten der Schubladenaufnahme
• Schlitze für
die Flachdübel (Lamellos) fräsen
• Holzelemente
zusammen leimen
• Leimreste
entfernen
• Kanten
schleifen
• Kanten mit
Klarlack zum Schutz einstreichen
Metallarbeiten
• Vierkantprofile
zusägen auf Maß
• Gärung
schleifen zum Schweißen
• Schweißen -
Schweißnähte schleifen
• Löcher für die
Rollen und für Montage
am Trolley in Flacheisen bohren
• Lackieren zum
Schutz vor Rost
• Rahmen an
Holzkasten montieren
• Schubkasten aus
1 mm - Blech zuschneiden, biegen und lackieren
• kleine haken
zur Aufhängung des Tisches am Trolley biegen und
Bohren
Fazit
Auch hier
stellten wir fest das in einer Gruppenarbeit und damit verbundene
Zusammenarbeit die unterschiedlichen Ideen und Ansätze den anderen in seinem
Denken beeinflussen können.
Die Recherche war
für unsere Ideenfindung ein wesentlicher
Bestandteil des Prozesses in der Gestaltung, so war es möglich verschiedene
Formsprachen und Materialmischungen sich
anzusehen und auszuwerten.
Bildkollagen
stellten in Verbindung mit unseren Ideen und Notizen eine hilfreiche Komponente
im Entwurfsprozess dar.
Oftmals benötigen
Arbeitsschritte mehr Zeit als eingeplant, um dies zu berücksichtigen ist eine
zeitlich Abfolge dieser Schritte in Verbindung mit Materialproben hilfreich um
Verzögerung im Arbeitsprozess zu vermeiden. Diese und weitere Erfahrungen die
wir während des Arbeitsablaufes machten können wir in künftige Aufgaben
mitnehmen.
philipp.mohr@uni-weimar.de
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